Zum Vatertag 2020 sollte es ein kleines Grillprojekt geben. Ein typisches Grundlagenrezept des gepflegten Grillsports ist das Bierdosenhähnchen, auch beer can chicken (BCC) oder beer but chicken
(BBC). Im Kern beschreibt es das auch schon: ein Grillhühnchen, welches auf einer Bierdose sitzend zubereitet wird.
Aber von vorn. Angefangen damit, dass man sich ein möglichst friedlich aufgewachsenes Grillhähnchen (und kein mageres Suppenhuhn!) besorgt sollte man etwas Vorbereitungszeit einplanen. Besonders,
wenn man ein gefrorenes Huhn besorgt. Bei mir lief es auf ein tiefgefrorenes „nature and respect Freilandhähnchen“ hinaus. Wenn jemand Tipps
hat, wo man im Raum Dresden gute Hühner (gern auch frisch) bekommt, dann gern her damit.
Während das Huhn beginnt anzutauen bereitet man die Brine vor. Brine? Im Grunde eine sehr salzige Lösung, bestehend aus Wasser, Salz und Zucker. In diese wird das Fleisch (lohnt sich bei länger zu
bratendem wie Geflügel, Schwein) mehrere Stunden eingelegt. Durch Osmose wandern Flüssigkeit und ihre Bestandteile langsam ins Fleisch. Da die Flüssigkeit beim Grillen nicht ohne weiteres wieder
entweicht erhält man ein aromatisiertes, saftigeres Grillergebnis. Und ja: das funktioniert wirklich. Ich hab zwei verschiedene Brinen gemacht, um für das Kind zum Vatertag im Zweifelsfall kein
überwürztes Huhn zu haben. Hier die Mischungen:
Ich konnte im ersten Versuch die benötigte Menge nicht abschätzen und musste daher aufgießen. Ich habe pro Huhn 3 Liter Flussigkeit benötigt. Das ganze wurde dann doppelt in Plastikbeutel verpackt
aufgegossen und für 12 Stunden in den Kühlschrank gestellt. Wichtig: das Huhn sollte angetaut sein und die Brine unbedingt abgekühlt, sonst Salmonellengefahr. Grundsätzlich sollte man immer die
Regeln guter Küchenhygiene beachten, ganz besonders beim Umgang mit Huhn. Also lieber einmal zu oft Hände und Equipment waschen und rohe Produkte nicht mit verzehrfertigem in Berührung bringen.
Einige Stunden vor dem Grillen sollte man das Fleisch dann aus der Lösung nehmen und im Kühlschrank etwas lufttrocken. Eine zu nasse Haut kann das Knusprigwerden verhindern. Die Brine sollte auf
keinen Fall weiter verwendet werden, sondern direkt entsorgt.
Während dieser Trocknungszeit kann man andere Dinge vorbereiten. Beispielsweise einen Hefeteig fürs Grillbrot, eine Tomatensalza oder Guacamole als Topping für Süsskartoffeln aus dem Ofen. Und man
sollte auch langsam beginnen, die Bierdosen anzutrinken, denn für den Sitz des Huhnes werden nur 100 - 150ml benötigt. Also: Prost :)
Wenn man die Vorbereitung und das Bier mit guten Freunden teilt, macht’s umso mehr Spaß. Ich habe nun noch eines der Hühner mit einer gekauften Würzmischung eingerieben. Hier habe ich weder
vakuumisiert noch irgendwie sonst länger einwirken lassen. Ich wollte es nur probieren. Und dann wurde auch schon aufgesessen und es ging in den vorbereiteten Grill. Ein 3/4 Anzündkamin war für die
zu erreichende Grilltemperatur etwas wenig, wir mussten nochmal nachlegen. Aber schließlich wurden die Kerntemperatur in der Hühnerbrust gemessen und so ergibt sich eine recht gute
Überwachungsmöglichkeit.
Jetzt heißt es Geduld. Empfohlen wird eine Grilltemperatur von 190 bis 220 Grad. Das Huhn sollte eine Kerntemperatur von 85 bis 90 Grad erreicht haben.
Nach etwa 80 bis 90 Minuten war das Huhn dann soweit. Nebenbei startet man mit den Beilagen, die man dann noch fertig machen kann, während das Fleisch bereits abseits des Grilles ruht. Der Trend geht
hier ganz klar zum Zweitgrill.
Am Ende kann es so aussehen, innen saftig und außen knusprig. Für den ersten Versuch ein super Ergebnis.
Fazit: man sollte sich einen logistischen Plan zurechtlegen und für die einzelnen Schritte ausreichend Zeit einplanen. Man benötigt einen ausreichend großen Grill und Kühlkapazitäten. Dafür
stelltdasRezept keine hohen Anforderungen an die Kochkünste. Und das Ergebnis hat alle Mitesser überzeugt, so dass dieses Rezept nicht zum letzen Mal vergrillt wurde. Im direkten Vergleich hat das
HuhninBrine 1 mit der eingeriebenen Gewürzmischung gewonnen und war auch nicht überwürzt. Die mildere Variante in Brine 2 erinnerte dafür sehr an einen „Broiler vom Hähnchenmann“. Also hat auch
beides seine Daseinsberechtigung.
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